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Lyrik_amzettl
die zeit schlägt mit dem hammer minuten von der stundenbank. und jeder ton klingt wie ein donner. laut. schweigend. macht mich krank.

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durch meine räume laufen drähte. wild verworren. scharf gespannt. ich zerschneide mir die finger. herz und seele. und verstand.

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VER.DICHTUNGEN / Ö1

LYRIK
TE
XTE VER.
DICHTUNGEN
am.zettl

kann sein dass unsere begegnung nicht zufall ist noch glück. vielleicht der augenblick zum weitergehen in neue welten. vielleicht der vorhang für ein neues stück ... // vielleicht auch nur ein wiederholtes sein. ein uns ständig überrollender stein ...

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sie sagten sich die liebe ins gesicht. wie eine lüge die draußen vorm gesicht zerbricht. // sie war bereit die trümmer aufzufangen. mit ihren händen ihrer haut und ihren küssen an diese nicht verspürte liebe zu gelangen. // er war soweit die lüge hinzunehmen. um sie mit seiner haut und seinen küssen zu beschämen.

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ich träume. ich fliege. ich fürchte. ich falle. ich brauche und schweige. ich verwerfe und gehe. // ich gehe und gehe .... über mich hinweg.

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du liebst mich. komm gesteh. nicht lieben noch begehren tut mir weh. was schmerzt ist dein gesicht in dem fortwährend vergangenes zerbricht. die scherben stürzen vor dir nieder. du blutest. doch du tust es immer wieder.

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wir sprechen nicht. wir tasten uns entlang der stimme. wir nehmen jede schwingung wie im tanz. wir fliegen hoch und fallen in die stille. wo all die worte sind. noch unzerbrochen. ganz.

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ich ahne dass wir bald uns lieben werden. in schrecklich wilden unentschlossenen gebärden. dass wir uns fast das herz einrennen ... dass wir erschlagen von der fülle einander in die arme sinken und endlich schutzlos ohne hülle im unglaublichen glück ertrinken ...

 

erlebe und verliebe mich! beliebe und belebe mich! fühle mich! durchwühle mich! tritt durch meine gitter ein. laß mich übergehn und mich in dir geschehn. lauf durch meine seele querfeldein! öffne mich noch vor der dunkelheit ... gib mir licht und wärme mich.

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ich fühle mich in mir gefangen: bilder auf gefängnismauern in unendlichen gedankengängen ... verlieren sich im labyrinth der enge. kreuz und quer verstrebte gitter liegen eisenschwer im unbewußten. verzweifelt am versuch sie aufzuheben. um einmal nur zu atmen! für eine handvoll leben.

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empörung steigt aus meinem tiefsten innern ... drängt sich hinauf zum hals! verliert die fassung! löst sich auf in atemlos empörtem schweigen ... versucht mit letzter kraft den worten diesen ton zu geben der alles überhallt! der ton wird laut und schreit! // doch draußen ... dort wo dieser niemand ist ... verliert er an gestalt.

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atmen. atmen. atmen. durch die öffnung dringen. drängen. panik! schreien. drücken. kämpfen. vater! nein! du bringst mich um! sterben. atemnot. verlust. mit letzter kraft sich durch den todestunnel zwängen. keiner sah was da geschah ... eine frau ein kind gebar.

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dornröschen ist vor schmerzen aufgewacht. langsam schaut es in die welt von tausend dunklen nächten. das herz getreten und entstellt. von müttern. männern. unbekannten mächten. // es ist niemand gekommen zur rechten zeit. und niemand hat dornröschen aus seinen bösen träumen befreit.

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dort wo du bist sind worte nicht um dich zu treffen. allein ein plötzlicher gedanke ermöglicht es: dir sinnlich in dein herz zu stechen. nicht tödlich um dich zu verletzen. nein. zärtlich. um dich in stille träume zu versetzen. // vielleicht wird mir ein engel dabei hilfreich sein den degenstich zu führen sodass in träumen du beginnst mein bild mit deinem herzen aufzuspüren.

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regen. warten. schweigen. in sich gehen. zeit vertreiben. worauf warten? ausgesetzt und ohne stimme. herzen schlagen immer noch. fürchten nur die langeweile und den tod der dinge.


engel sind um uns gebreitet. wie ein tuch aus träumen entfalten sie die dunkle weite. nehmen schützend dich zur seite. // sie zeigen dir gärten aus ängsten geschaffen. sie tragen dich - durch das land deiner waffen. kein schmerz ist dem engel zu groß. // er hilft dir zu weinen.
er bindet dich los.

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pluto reißt das blut entzwei! phönix aus der asche. stirb und werde!   wie ich mich gebäre!   atemringend! empört nach außen dringend! vater! vater! hör mir meine stimme ...!


zwei körper tanzten ein gebet. in tiefstem tief verbunden. zwei körper in die nacht gewebt. vergessen. sprachlos in ein sein gesunken. // behutsam legt er sich an ihr gesicht dass sehnsucht aus ihm stürzt und bricht ... bis über alle maßen. // er sinkt an ihrer hand hinab ... als könnten hände dieses fallen fassen ... das nur im traum geschah ... // und niemals mehr als träumen war.

miramare. weite. wasser. schiffe die gekommen sind. verlassenheit. ein raunen aus dem wasser schimmert. still bewegtes grün. wässrige gedankengänge ...: kaiser flüchten aus der enge ... flüchtende verirren sich im meer. verstreuen ihre seelenzwänge. verschwimmen ohne wiederkehr.


wort um wort wird mühsam aufgerichtet. dass jedes eine säule ist die mich nach oben hält. mich aufrecht stehen läßt. mir hilft das unerhörte wort zu finden ... und zu sprechen. bevor die andern worte unter dessen last zerbrechen.


zerrissen. gespalten. verjagd und vertrieben. die herzen zu stechendem sand zerrieben. // ich kann nicht. ich möchte. ich wünsche so sehr ... in mir ist nur schweigen und ein steinernes meer.


steirischer herbst. heimatgrün in nebelschwaden. stürzen hänge in das thal hinab. fallen trauben in die müde erde. sinkt die nacht an mir herab. // schlafend liegt ein kind in deiner furche. ausgestoßen. nackt. heimat bist du ... herber rauchgeschmack.

deine augen öffnen gierig meinen mund. // „küss mich. küss die tausend fragen wund die in mir verstecken spielen. gib ein bisschen auf sie acht. es sind kinder: trotzig. schelmisch. unbewacht.“

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die armut der gefühle. das liebste etwas: lüge. aus reinem ego kann man keine liebe pressen. wer dich genießt bleibt leer. selbst wenn man meint man hätt’ gerade erst von dir gegessen.


was war so tief in dieser andern zeit? was hab ich nur aus all den liebenden gemacht dass sie im heute zu mir kommen ... mein herz in ihren händen halten. es drehen. wenden. durch tausend spiegel mich mit ihrer kalten wahrheit blenden ...


ich war einmal in weiter landschaft. bogenfenster. sonne. roter samt. die werkstatt. seen und kahle wand. // gassen. gäßchen. pflastersteine. stiefel. gänge. schwarzes haar. pferde. säbel. umhang und gedränge. eisen. feuer. schritte. klänge. roter teppich. stein um stein. // viele männer. schwarz gekleidet. folterwerkzeug. // „... wie sie schreit ...!?“


besessen bin ich von den worten die schweigend aus dir überquollen! du vater ... möchte gern ... dein unerlöster schrei hat tonlos mir die luft genommen. // die ganze welt war voll von deinen nöten die sich durch alle ritzen drängten und mein kinderherz in deine kranken wünsche zwängten.


unfassbar. die schwarzen töne dieser nacht. ein schattenriß. dunkle stille die in der ferne bricht. ein ziehendes gewicht. unendlichkeit. // ich träume nicht. doch andre augen schlafen. // der schwarze himmel hat mich ganz für sich.


erprobt sind sie im steigen wie im fallen. zerbrochen ihre hoffnung auf distanz. das nahsein zwingt sie in die wahrheit der gefühle: flüchten! flüchten! angst und lüge! // ein atemloser totentanz.


deine hände gleiten über mein gesicht wie zwei flügel die im fliegen schatten werfen. langsam gleitend. mich auf etwas vorbereitend fühl ich deinen flügelschlag ... // in deinem herzen liegt die liebe brach. du bist dornröschen das sich an der spindel stach.


atemholen. ausgeblendet. ertrunken fall ich tief in meine welt ... ans ende meiner angst. // die meisten engel sind schon lange fort gegangen. in mir fängt eine neue wahrheit an.


hans christian andersen. er hat sich ganz an seiner wirklichkeit verletzt. // gemeinsam mit den unerlösten wünschen zogen täglich angstverzerrte wunden über sein gesicht.


die angst die über mir zusammenschlägt verschüttet meinen körper bis zum rand. // das einzige was rasend sich in mir bewegt ist dieser wahn gewordene verstand.


zerstören will ich eure liebe. weil ich die macht der sogenannten liebe als so zerstörerisch empfand.


sich aus dem leben stehlen wie ein deserteur. erschöpft sein dürfen von der ausweglosigkeit in mir. // trotz allem deinen namen nennen: gott. „nimm mich in deine arme. ich erfrier.“


verlust gewesenes zusammensein. wie lavastrom ergießt sich das verlorene und wird zu hartem stein.


die kalte mädchenfrau verfiel in ihren fremden körper wie eine hoffnung die im leeren raum zerbricht. // ihr weißes haar hing an den weißen dornenstauden ... an denen sich die frühe frau die einsamkeit vom leibe riß.


zwei waren so wie körper ohne häute. sie zogen große kreise rund um ihre welt. sie hofften so daß dieser unsichtbare schleier jede berührung ... alle schmerzen ... weit weg von ihren nackten herzen hält. // doch als sie im vorübergehn das eigene ich im anderen gespiegelt sehn verschwindet ihre angst. // gemeinsames verbluten wurde zu ihrem hochzeitstanz.


hinter drohenden gebärden. angst und müssen. versteckt ihr das versprochne glück. // denn was ich brauche soll ich nur bekommen wenn ich mich selbst zerstöre: stück für stück.


bevor sie ihr zusammensein noch liebe nannten war es noch keine lüge was sie aneinander taten. // erst als sie diesen längst entrückten tagen einen falschen namen gaben verirrten sie sich herzlos in dem hochgestellten worte-labyrinth.


wo gott den himmel fallen läßt. wo tiefer schlaf die letzte sehnsucht ist die sich erfüllt ... wo menschen mich geschehen lassen sodaß ich selbst mir heimat bin ... dort wird es still.


die ersten morgenstunden steigen zu ihm auf. ertasten sein gesicht. es riecht nach rauch und nassem leder ... und einen herzschlag lang erkenn ich dich: ein mann in einem prachtvoll ausgeschmückten garten. er ging allein. den steinen schien es unerträglich ihn zu tragen ... da er das schicksal aller in den händen hielt.


erprobt sind sie im steigen wie im fallen. zerbrochen ihre hoffnung auf distanz: gestrandete gedanken verdichten sich auf tiefem see. nun da sie sich berühren tut einer sich am andern weh.

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herbst nenn ich die könige der tage die sterbend all ihre anmut über lichtdurchtränkte erden säen. // in tiefer andacht ziehen meine augen gemeinsam mit den welken blättern in das verzauberte geschehn.

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feuer. rauch. ein stückchen speck. lachen. schreien. zahnweh haben. // morgensonne: radiostimme. weißes brot. kein tischgedeck. // wilde kindertage. die ich behütet wie den lichtstrahl in der bodenkammer noch immer mit mir trage.


die blutprinzessin träumte tag und nacht von ihrem auferstehn. sie wütete im schlaf. sie weinte wie erstickt. // mitten im kampf gebar sie - ohne eigenes verstehen - sich selbst. ihr lang verweigertes gesicht.


manchmal erhebt sich eine ahnung hinauf bis zum blauen meer. aus sehnsucht erwachsen uns flügel. das hiersein ist immer noch schwer.  // manchmal da glaub ich zu wachsen ... hinauf bis zum blauen meer. // himmel hoch halt mich! ... oder setz dich zur wehr!


acker. fleisch der erde. empört streckst du mir deine wunden ins gesicht. novembertag. // „willst du denn auch erstarren?“ langsam erwachend bewegt sich meine seele ein verbotenes stück.


jedem herz gehört ein wunsch. jedem augenpaar ein augenblick der gnade. jeder mund besitzt ein wahres wort ... und allen wünsch ich mut: den augenblick und auch die wahrheit zu ertragen.


dornröschen trägt die dornen im gesicht. schreie dringen durch die dünne haut. in ihrem herzen wüten schläge auf die frühe frau.


verbluten. aus (d)einer kindheit kehrst du nie zurück. verblute dich. und plötzlich ist’s als wäre dieses gestern nicht an dir geschehn. // doch deine wunden werfen schatten im gesicht. aus einer kindheit kehrst du nie zurück ...


ohnmacht! haß! gewaltsame gefühle! soviele mauern wünsch ich um dich zu schlagen gegen jede wand!


ein gnadenakt ist jetzt die trauer. sie spült erlösend sanft vom fieberkranken herzen die grellen farben: wutrot. haßgelb. schmerzblau. und grünes wasser kühlt das wehe haar der neugeborenen frau.


heimat. sehnsucht nach idylle. einkehr. wildheit. und ein bißchen stille. // menschen. häuser. wege: fremd. verquert. entstellt. gerade punker. schleimgrau in das weiche feld gestellt. // krankes aufbegehren. angst. und langsames verderben.


sonnenuntergang der wie ein aufgehn war im letzten himmel der sich uns noch öffnet. erweckt hast du die sehnsucht nach dem tag an dem wir uns zum letzten mal erheben ... hinauf in deine himmel und über allen sonnen schweben.
 

in meinem hirn nur herzgedinge. in meinem herzen nur verstand. im loslassen von beiden fing eine leise liebe zu mir selber an.

 

mir träumte: tief unter dem wasser treibt ein pferd in der flut. hinter dem haus auf den steinen verströmt ein rehbock sein blut.langsam verendet das verwundete tier. geht eurer wege! ich lasse mich sterben in mir.

 

in wahrheit sind die großen winzigkeiten die wahrheiten die uns im herzen steckenbleiben. // in wahrheit sind es die großen winzigkeiten die uns als wahrheiten im herzen steckenbleiben.

 

jetzt wo ich beginne mich kilometerweit bei jeder eurer lügen zu entfernen werd ich wohl bald den erdball ganz umkreisen. den mond demnächst noch aus der nähe sehn und hoffentlich die wüste - bis ich am arsch der welt bin - überstehn.

 

dein schweigen war ... im gegensatz zu allen ... mir innerlich verwandt. in diesem stillen eins-sein ging mein herz an land.

 

du falsches as. du wildes tier. du ungleicher der du bist zu mir. du witterst beute mit gierigem blick: von auge zu auge greifst du schamlos in mich.

 

was für ein fühlen hat dein herz so laut und deine stimme stumm gemacht dass nur das beben deiner hand mir davon zeichen gibt: wie sehr dein ganzes wesen sich in meinen händen wiegt.

 

nun da der winter kommt: kommst du. nun da mein herz erstarrt: deckst du mein herz mit deiner liebevollen sehnsucht zu. du kommst gerade zur rechten zeit und deine nähe steht wie heißer tee vorweihnachtlich auf einem stillen gabentisch für mich bereit.

 

lass unsre träume niemals wirklich werden zwischen uns. lass sie als hoffnungsvolle sehnsucht und als illusion bestehn. auf dass sie jeden morgen mit uns von neuem auferstehn.

 

ihr seid mein fleisch. mein leben und mein werden. mein angesicht. und meine bildergärten.

 

in den augen der andern spiegelt sich: das selber unerkannt und leergebliebene. das nie getane aus-dem-rahmen-treten. das irgendwann erhoffte: liebe mich! das fremdsein im augenblick der stille. und irgendwo der widerhall der tür die zuschlägt wenn der letzte geht.

 

ihr vielzunahen: geht fort aus meinem dornengarten! hier blühen keine rosen mehr! von mir ist nichts mehr zu erwarten!

 

entwicklung. wie fängt man an zu werden. herauszuwachsen aus dem tausendfach verkehrten. aus fremden formen und aus fremden bildergärten die dir dein herz verdrehn. // wie kann man vor sich selbst bestehn. wie fängt man an zu werden ... // im abseits. tief unter der haut. mitten im sterben.

 

als ich mich den schweinen zum fraß vorwarf war ich leer bis zum rand. die nacht sah mich an.und ein meer an verweigerter liebe preßte sich schlimmer als hungernde schweine gegen meine vibrierende magenwand.

 

im namen der liebe reißt man dich auf. nimmt dir dein leben. das eingeweihte und das zutiefst behütete heraus. im namen der liebe wird der andere zum ich. im namen der liebe: verweigere dich!

 

ich habe angst dich zu lieben. dir unter die haut zu kriechen. mein nein dir ins fleisch zu jagen. dein ego sterben zu lassen. // ich habe angst vor den blinden und tauben. sie gieren nach hilfe während sie mein kristallenes leben rauben.

 

phönix. ich sehe phönix aus der asche sich erheben. mein herz reißt auf und draußen wird es tag. ein gewaltig steigendes erlöst sich mit einem einzigen flügelschlag.

 

sieht man den zeiten die wende an? bewegt sich im stillstand die welt nur am äußersten rand? passiert das alleinsein oder muß man es tun? mein haar ist zerschnitten. ohnmächtig treib ich. haltlos. entwurzelt. in die enge der isolation.

 

mein herz schlägt mich ein. es atmet sich wund. die stille zerberstet am horizont. weiter mich weiten in die leere hinein.

 

mit euch will ich nicht sein. nicht in dem schwarz. nicht in dem weiß. nicht in dem purpurrot das du mir schenkst. // du sagst das alles sei jetzt meins. ich soll es nehmen und vertraun. // doch mitten drin im rot: schlägst du mich tot!

 

zwischen uns liegt warten und verdrängen. liegt ein wollen dass dir widersagt. zwischen uns liegt eine schwere strenge. und vom tun bleibt nur ein leerer lippenschlag.

 

wenn dein himmel dir bricht: schrei dich entzwei! reiß dir die lügen aus dem gesicht! wüte gegen die finsternis! leg deine seele ins ungewicht! erhebe dein herz! und verliere dich nicht.

 

ausgespien bis an den lebensrand. die wunden ausgebrannt. erloschen. bin ich denn frei zu gehn? erschöpft halt ich an einer unsichtbaren hand. jedoch: ein wort ein blick zuviel. und ich fang lichterloh zu brennen an.

 

ins warten gedrängt. ins unverstehn. die immer guten warten zum schlag in die klaffende wunde bereit. ihr schlag ist immer ehrlich gemeint. wir warten im untergehn auf das was wir nicht verstehn.

 

im falschen und im unachtsamen. im täuschen und im selbstverraten: kann ich dir keine heimat wahren. // mein wahres liegt im schützengraben. bereit. jeden zu erschlagen der auf sehr weiss wehenden fahnen etwas sehr rotes liebe nennt.


seidenweich ergießt sich deine stimme zur nacht. dein wesen auf weisse linnen gebannt. birke und buche. haut in haut. bruder und schwester: verboten vertraut.

hörst du es brennen? zwischen finsteren gesängen wird vergangenes laut.


das zarteste und das entfernte. das messerscharfe und das bös-bewachte. das in-dir-niederfallen. das in dir wiederkommen. wie ein kind. mein herz entgegenhalten: ergreife es ein letztesmal im zeitenlabyrinth.

 

im übermaß der dinge. für eine handvoll liebe liegt alles offen was in weißes tuch gewickelt war.


mehr als der widerstand bin ich rote glut. zerstöre die nähe doch wärme dich sanft. schürst du mein leben: verbrenne ich ganz.


und keiner soll versuchen seine hand an mich zu legen. keiner soll was endlich einmal liebe war mit einer dumpfen geste mir vom körper nehmen.


jenseits der welt stürzen wände aus stein. die hüter der ängste werden unsichtbar klein. von dir zu mir verschmelzen haut und tränen auf hauchdünnem seidenpapier.

drei stationen hoffnung. dreimal gestürzt in den boden hinein. drei stationen und vielleicht: überleben. dreimal versucht kurz atem zu holen. dreimal versagt ein zeichen zu geben. im warten erstickst du mich bis zur unkenntlichkeit.


es hat nun aufgehört in mir zu regnen. mein karussell im hirn dreht sich um einen längst versäumten augenblick. mein herz verweigert sich. was atmet ist ein abgebrochnes kind.

 
du hast mir kein haar gekrümmt. doch dein schweigen reißt mir in wildem begehren die haut vom gesicht.

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am ende des jahres sei alles getan. die arbeit. die liebe. der widerstand. // und einer der hunger nach wundern hat zieht kraft seiner sehnsucht trockenes brot an land.


ich bin es ohne namen. ohne herz in meiner hand. sprachlos ohne worte im verstand. ich bin es nie gewesen die ihr gesucht und nie gefunden habt.

die ungültigkeit der gleichgültigkeit.

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nicht heimat ich. ist heimat nicht. nicht ist wer ich bin. bin ich nicht? heimatlos? heim bin ich. nicht mehr ist: ich.

aus mir erwachse wort und bild und namen die von kindern sind. gebt mir die kraft mich auszubreiten und durch den tanz den raum zu weiten. um in unendlichen gebärden: wesentlich und ich zu werden.

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ein paar sekunden näher kommen. worte wechseln. lachen. strahlen. augenzwinkern. zeit vergessen. sprachlos wissend sich versenken. „ich mußte immer an dich denken ...!“ // stilles rauschen. sprachlos schweigen. innehalten // rasch erwachen. worte stammeln. gesten stehlen. lächeln. zeit verzögern. // unbeweglich abschied nehmen.

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toscana. tanzende erde. übertriebene form einer wilden gebärde. dein körper weit offen. vertrocknet. ertrunken. in gräser. in dornen. in ginster versunken. du duftest. du schläfst. du atmest in mir ... du bist meine mutter: gebär mich aus dir.

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wer weiß wie nah wir zueinander sind? wir sind uns mann und frau. und mehr noch: wir sind kind.


plötzlich ergreift mich im finstern ein schrei! er reißt mich aus wilden bildern! er reißt mich entzwei...! // da spuck ich im traum die scherben aus. zerbrochen hast du ... zerbrochen bin ich ... und müde von mir.


ängstlich diesen abstand halten. hinhalten. fernhalten. aushalten. weghalten. atmen. sich retten vor der zeit. stillgestanden mitten drin im sog. // du warst meine insel ... mein nicht alltägliches brot.


vertrautes wiederfinden. liebe tief in mir. du warst mein freund. mein heiß ersehnter. tief geliebter. sehnsuchtsvoller liebender in mir.


in mir ist alles kalt. ich frier mich aus. langsam löst dein weggehen alles auf. // im nirgendwo gibt’s keine warmen hände. im nirgendwo erwartet mich die wahrheit. ende.

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wo so viel liebe ist sind worte nicht um sie zu sprechen. denn worte würden laut und wild die rosen aus den tiefen herzen brechen.


so weit mich zu entfernen dass mich die wahrheit nicht mehr sieht. weit weg ins nirgendwo der hintersten gedankengänge ... flieh ich mit dir ... aus meiner eigenen gefängniszelle. ich fühle sehnsucht. laß sie nah an mich heran. „du hast mir soviel gutes angetan ...“


was mir in meinem himmel noch gefehlt hat: das warst du. beim öffnen meiner tore fiel ich aus allen wolken ... auf die erde zu.

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ich hör dich immer leise in mir reden. fast singend klingt dein wortgewirr. ganz langsam fingst du an mein herz zu nehmen ... und als es endlich fort war ... da spürte ich mich selbst in mir bewegen. // es war ein stein den du von  mir genommen hast. noch tut es weh zu fühlen dass ich lebe ... und losgelöst zu sein von dieser last.


ich glaube. wünsche. hoffe. dass diese wärme wahrheit ist mit der wir uns begegnen ... und nicht nur phantasie und langes ausgedehntes sehnen. // noch ist nicht mehr zu geben und zu nehmen als dieses schauen strahlen und verstummen. unbewußt einander näher kommen. hände geben. schulter klopfen. sich berühren. und einzelne gedanken vom herzen weg zum hirn hin führen.


es brauchte eisen. mauern. gitterstäbe. waffen. spitzen. dornenwege. dass keiner über diese festung steigt. dass keiner zu mir findet und plötzlich vor mir steht und schweigt! // jetzt leb ich hinter festen mauern. verschlossen. isoliert. ich bete jeden abend. mein herz sieht zu und friert.


ich kann dir nichts als meine worte geben. such dir die schönsten davon aus. in manchen dieser worte steckt noch leben. drück sie ans herz und trag sie für mich aus.

meine gedanken bilden eine lange kette. es ist ein wanderweg von mir zu dir. erst gestern lief ich diese endlos lange strecke und als ich bei dir ankam ... hab ich mich so gefreut an deiner offnen tür.


vergangenes. in endlos langen lichter werdenden alleen seh ich mich träumen ... // gelbe schlösser spiegeln sich im morgendlichen see. liebender bin ich im heimatlichen garten. liebender den ich durch tausend tage ... ohne abschied ... aus all dem sterbenden in meine welt gerettet habe ...


so wie die welle über schroffen felsen streicht. ihn sanft umwirbt. sich zärtlich in den stein verirrt. // ihn ungestüm mit ganzer kraft für sich erobert ... ihm leben gibt ... indem sie neue formen für ihn schafft. // so zärtlich wild spielst du mit diesem grauen stein. mit meinem starren ich. // so wild entschlossen liebst du mich.

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toscana. regennasses land. getränkt in tausend farben. wellen. kuppen. himmelsdecke. öffnen. enden. lichterkette. wie eine wuchtige madonna. ausladend. hüftenschwingend. in exzessivem form- und farbenspiel vor gott verneigend.


ich sei verliebt sagt ihr. woher soll diese liebe kommen? ich fühle doch schon lang nicht mehr. nicht mich und keinen andern. ich bin vereist. erfroren. blind. // mein herz hab ich an eine tote puppe angehangen. seit diesem tag bin ich mein eignes totes kind.


ihr könnt mich steigen könnt mich fallen lassen. wie einen drachen hoch im wind der glaubt dass ihm im fliegen flügel wachsen ... // bis er hinunterstürzt und sich entsinnt ... dass er nur kurze zeit das spielzeug war von einem kind.


geruch von rauch. die nasse erde. alltagsstaub. der duft von alten wiesen. // und hie und da noch worte die hastig haus und hof verließen.

 

du nahmst mir meine hand wie einer der am wegrand etwas verlorenes ergreift ... es vorerst mit nach hause nimmt und ihm ... vielleicht ... an seiner seite einen platz zuweist. // es folgten bitterwarme tage. doch das verlorene war deiner liebe viel zu weit.


atemlose tage. sehnsuchtsglut. verbrenne die gedanken! jag deren asche durch den hohlraum zwischen uns ... dass wenigstens das graue tote dieses nichts erfüllt das unaufhaltsam leeres stummes unbewegtes über meine längst gelähmte seele stülpt.


nichts bleibt von dem wo nichts als nichts gewesen ist. dass nichts so weh tut bleibt unbegreiflich für ein ganzes leben das ausser nichts nichts hat was es erfüllt ...


haltloses unglück. halt mich. denn du bist: haltlos wie ich. halt mich. ich falle ... aus der leere versprochenen glücks.


was wirklich verboten ist ... ist das rückwärtsgehn. das sich fallen lassen mitten drin im stehn. das lieben das uns zu bedürftigen macht. das hilflose weinen von einem der plötzlich erwacht.


verlorene abschiede seh ich am wege stehn. schatten und abschiede verwandeln sich im dauernden vorübergehn. doch rückwärts-blickend bleiben beide unverändert. // ungetanes abschied nehmen! dem so geliebten ... dem verlorenen ... auf eine antwort wartend starr ins auge sehn.


himmelblaue augen fliegen hinweg über ungarische pferde. über ungarische erde. über das feld. // du hast mir deine innigsten träume mitten auf meinen weg gestellt. warum um alles in der welt ?


wo immer du bist. wo immer. so lang du nur bist ist auch die unendliche weite. die leere. der himmel. die erde. das unendlich beweinte ... erfüllt von dir. // so lang du noch gehst. irgendwo gehst. gehn meine gedanken mit dir. über alles hinweg. über angst und verzicht. über drückende sehnsucht. vorbei an gewesenem glück. // so lang du noch gehst hat mein tun trotz allem noch sinn.


immer noch kein land in sicht. immer noch wünsche ich. immer noch trägt mein körper mich gnadenlos quer durch die unerträglichkeit der tage.

 

in deine hand möcht ich mich ganz versenken und fallen möcht ich bis ans ende deiner grenzen.

 

man war zu müde für das große glück. man spann gedanken. legte weite netze über unerfüllte wünsche aus. auf dass sich keiner ganz verliere. // man schenkte sich statt ungewisser liebe ein bißchen we(h)rmut in sein glas.


blau glänzender novembertag. was für ein blau das aus dem schwarzen nimmt! du salamandertag. du alchimist. // mit spitzer feder ziehst du gedankenfäden zwischen einst und jetzt ... und plötzlich fliegt dein arm wie tausend aufgescheuchte krähen übers nackte feld ... um sich das letzte wache herz zu greifen ... das einzig überlebende am ende eines jahrs.


was du gewesen bist in diesem ungreifbaren teil der nacht war mehr als ein sich wandelndes gesicht. // war gerade noch erkennbar als ein grünes augenpaar. war diese handbewegung die dem falkner glich ... der sich mit hilfe fremder flügel in die lüfte schwingt.


ansprachen an die nacht. schlaf bist du es der mich vor dem leben rettet? sag ja: und ich verschließe meine augen vor der welt.

 

sterbende novembertage. acker. erde. dampfendes gras. laub und lacken. gefallene äpfel. kalt und naß. // im schloß leben träume in rauchschwarzen wänden // von steinen umgeben sein. die kälte der mauern. kaffee und verschütteter wein ...


heilige nacht. purpurrote glocken. kugeln aus glas. schweigsamer schneesturm. langsames fallen am ende des jahrs. // hier laßt mich bleiben: am feuer. in riesigen räumen. jenseits der welt ...


dich kann man nicht denken. dich soll man übertreten ... übergehn. dich will ich nicht als abgrund nehmen. dich möchte ich mit keinem wort verstehn.


du bist das messer auf dessen schneide man sich überschlägt. du bist das schwarze. das gemeine das man erbrechen möchte ... wie all das ungelebte leben ... auf dass ein lavastrom die hölle überzieht!

 

sieben tage liebe. am ersten tag da fallen himmel über sie herab. sie lieben sich ganz ohne widerstand. wie tag und nacht tief ineinandergreifen sieht man nach sieben tagen ein schiff mit voller kraft sich selbstzerstörerisch an einen felsen treiben.


vergangen sind die worte im gedicht. ich lese mich. mein herz geballt. gedanken brennen und ich weine lichterloh!


da waren nächte die sich über kinderherzen senkten ... unsagbar ... erstickend. schwarz. da wurden kinderherzen am hellen tag zertreten und nicht einmal die nacht war tröstend für sie da.


mit jedem jahr wird meine heimat mehr und mehr vergangenheit. ein stückchen erde. der erste boden auf dem ein kind die ersten spuren zog. ein stückchen halt für flüchtend kleine füße. // boden bitte bleib! um mich war immer nur gewalt ...


was bist du heimat wenn du nicht mehr bist? ein schauplatz. ein relikt ... auf dem die wirklichkeit die alte zeit ersticht.


so sehen bäume aus in der sylvesternacht: kristallene hemdchen wie gebrochenes glas. zerbrechlich ihr schlaf. // „ihr kennt meine ängste. immer waren sie groß. ihr ward meine helfer ... mein einziger trost.“

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himmelblau. herbstlich und makellos. ein duftendes ahornblatt liegt mir im schoß. // dem himmel schick ich ein lächeln zurück. erst als ich losließ empfand ich das glück.

 

hinter geschlossenen augen eine lache aus blut. zurück in die kindheit: alles ist rot. jede bewegung aus dem herzen heraus. ein ängstliches dehnen um einmal zu sein. // ich versuche zu leben doch im aufstehn trittst du mich ein.

sperrige buchstaben auf papier. was du mir liebe nennst. was mich verbrennt. was du als wir erkennst. was ich so hass an dir: du bringst dieses nichts deiner nichtigen liebe so schwarz auf weiß zu papier!


ein reißender fluß soll sein. ich leer all deine kristallenen worte hinein! schwemmt sie fort! schwemmt sie fort! und wenn sie zerbrochen sind ... und wenn sie zerbrochen sind ... verblutet das ufer sich tot!

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wenn ich auf alles deinen namen schreibe ... mit meinen füssen deinen weg abschreite ... von deinen bäumen an denen du so oft vorübergehst ... mir einen zweig abreisse ... und denke: du wirst es nicht verstehen ... dass durch die dinge die dich täglich sehn ein bisschen auch von dir zu mir ... ein kleines du in meines übergeht.

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ein sturm. ein schatten. ein riesig verzehrender flügelschlag. ein gewaltig nehmender. ein tödlich lähmender. sich weiter und weiter über alle vernunft hinweg dehnender ... sehnsuchtstag. // über die felder ziehn pferde ... wie ein schnitt durch die kehle trifft mich ein wort: liebe! // da sinkt alles in sich. unter mir deine erde. deine pferde erfüllen das weite. doch die leere dauert und dehnt sich an diesem vertrauten ort.

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wie sehr ich in den händen anderer bin. in deinen händen bin ich das erschwerende gewicht. das viel zu große wollen. das nehmende das alles mit sich reißt ... dein augenlicht. dein schauen und dein scheues ich ... das ohne dass ich es noch fassen kann wie dünnes glas vor mir zerbricht.

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in deinen augen steht der tod ... und auch das leben ... das dich begleitet bis zum letzten augenblick ... wo sich das schwarze in den augen weitet und du ihn plötzlich ansiehst ... deinen ewigen begleiter ... den du so schwer in dir getragen hast.


ausgekämpft. ausgeschlagen. empört widerstanden. zu boden gesunken. erschöpft und ohne gedanken. kopf gegen die wand. sein weinen ergießt sich bis über den rand.

dein lachen. dein innerer klang. dein sanftes schwingen. dein sich-verströmen. hat meine sehnsucht ins wanken und meine gedanken zu leeren pagoden in hohlen tempeln gemacht.

 

rot über rot über schwarz hinter grau. zwischen weiß ein orange und stahlhartes blau. im ausgesetztesten augenblick zerschnitten von licht: hr schaut in den himmel. ihr seht ihn nicht.

step by step. lach mir zu. mach mir mut. dreh mich durch. tanz mich auf. halt mich an dich. leg dich in mich. heb mich über mich hinaus. trag mich durchs himmelblau. bring mich nach haus.


am ende kurz vorm abschiednehmen werd ich unendlich dankbar sein für dieses leben. nicht weil ich darin glücklich war: ich war allein. // doch diese einsamkeit hat mich zu mir gebracht. sie hat mich gnadenlos gelehrt mich selbst zu lieben: mein mutiges herz. meinen verqueren verstand. meinen selbst-zerstörerischen widerstand. // in allem war ich mir der treueste freund. der ärgste feind. trotz allem ließ ich mich am leben. und wenn ich geh werd ich unendlich traurig sein denn so etwas wie mich wird’s nie mehr geben.

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